Stausebach, Arbeiten bis 23.11.2022

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Die Halteleisten der Tonventile konnten nach zwei erhaltenen Vorlagen nachgebaut werden. Zur Befestigung wurden Schmiedenägel mit Pappunterlage verwendet.

Die hölzernen Flächen unter den bereits mehrfach ersetzten Belederungen der Tonventile waren "rund geschliffen" (Dichtflächen lagen nicht plan auf). Befilzte Belederungen und unpassende Abzugösen wurden entfernt. Die original erhaltenen Holzkörper der Tonventile wurden schonend begradigt und mit recherchierten Rekonstruktionen bestückt.

Federleisten, Lederpulpeten, S-Häkchen zur Anhängung wurden rekonstruiert. Die Pulpetenböden wurden mit Holznägeln auf den Windkasten gesetzt und mit Lederbändern und Warmleim abgedichtet.

Die Registerschleifen waren an zahlreichen Stellen beschädigt oder verändert. Verzogene Schleifen wurden mit eingesetzten Holzkeilen begradigt, tiefe Druckstellen mit Holz gefüllt, Verbindungen von zusammengeführten Schleifen, wurden entfernt. Nach den Reparaturen wurden die Schleifen graphitiert. Ebenso auch die mittig platzierten Schleifenverbinder, in welche später die Schwerter der Registermechanik eingreifen.

Auf den gespundeten Oberseiten der beiden bereits restaurierten Windladen werden leichte Erhöhungen um jede Bohrungen aufgetragen. Mit extra dafür angefertigten Schleifklötzen werden die Erhöhungen auf gleiche Höhe geschliffen. Darauf werden Schleifenbahnen aus Leder gelegt mit Warmleim angedrückt und über Nacht getrocknet. Die ledernen Schleifenbahnen werden mit Talkum eingerieben danach die Bohrungen ausgeschnitten.

Bei den Pfeifenstöcken geschieht das Gleiche, hier waren zuvor Hülsendichtungen auf das Leder geklebt.

Besonders interessant war die Recherche zur Rekonstruktion der Holzflöte 4'. Hier ist der Stock zu sehen auf dem die 1962 "rekonstruierte" Flöte 4' aus Metall stand. Nach dem Entfernen der oberen Stockschicht kamen alte Bohrungen zutage die nachträglich wegen einer neuen Pfeifenaufstellung (Metallpfeifen) verführt wurden. Die etwa um 1962 entstandenen Fräsgänge wurden verschlossen, die originalen Bohrungen wieder freigelegt. Hier wird später die rekonstruierte Holzflöte 4' aufgestellt.

Ausgangspunkt für die Rekonstruktion der Holzflöte 4' waren die beiden gekürzten und umgebauten Pfeifen die wir in Gedackt 8' fanden. In Zusammenhang mit den freigelegten Stockbohrungen (Flöte 4') konnten diese Pfeifenfragmente zugeordnet werden. Zur Rekonstruktion wurde eine theoretisch errechnete Liste erstellt. Unter anderem wurden die Maße der gefundenen Stockbohrungen verwertet, um die an den Kernen angedrehten Pfeifenfüße entsprechend anzupassen.

In Gedeckt 8' waren die theoretischen Rekonstruktionen etwas einfacher zu ermitteln, hier gab es genügend alten Bestand als Vorlage, der Arbeitsaufwand war allerdings dennoch erheblich.

Die Metallpfeifen in 8'-Lage (4'-Länge) von Quintatön 16' sind typisch für die Bauweise von Daniel Mytze (so in Vergleichsinstrumenten gesehen). Möglicherweise entstand der 16' aus einer ursprünglich als 8' angelegter Quintade. Denn die tiefen Holzpfeifen beanspruchen wertvollen Platz in der Orgel.

Die Holzpfeifen von Quintatön 16' waren Jahrzehnte kaum zugänglich und in einem sehr schlechten Zustand. Keine der Holzpfeifen aus Quintatön 16' war vor der Restaurierung resonanzfähig. Mit enormen Zeitaufwand wurden Restaurierungen und Rekonstruktionen daran durchgeführt. Zum Abschluss wurden die Pfeifenkörper mit Warmleimbolus ausgegossen. Ohne Zweifel entsprechen auch diese aufwendig gebauten Holzpfeifen der Bauart von Daniel Mytze, aber sicher waren sie früher an einer anderer Stelle platziert.

Weiteres Pfeifenwerk ist derzeit in Bearbeitung.

Darstellung des Umbaues der Flöte 4' von 1962 (Kreienbrink) zu Gedeckt 4' im Sinne von Dispositionsbeispielen Mytzes. (Zur Abklärung mit den zuständigen Stellen)

Die provisorisch spielfähig gemachte Windlade zur besseren Bearbeitung des Pfeifenwerkes. (Die Beschriftung auf den Schleifen ist nicht aktuell).

Bei unseren Recherchen zur Bauweise von Daniel Mytze wurden wir von Herrn Prof. Dr. Gerd Aumüller unterstützt. Ein wahrer Glücksfall war der Fund eines Angebotes für die Kirche in Kirchhain vom 07.11.1730, an dem wir uns orientieren und welches wir dankenswerterweise veröffentlichen dürfen.

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